Verzicht oder bewusster Genuss?

Morgen ist Aschermittwoch und somit Beginn der Fastenzeit. In den nächsten sieben Wochen soll der bewusste Verzicht uns an etwas erinnern und aufmerksam machen. Wenn man diese Zeit nicht aus der religiösen Perspektive betrachtet, so kann man sie doch trotzdem bewusst nutzen, um einmal etwas im Leben zu überdenken oder dem Alltag zu entfliehen und „probeweise“ seine Verhaltensmuster zu durchbrechen. Vor allem, wenn man die Neujahrsvorsätze bereits über den Haufen geworfen hat, kann man zeitnah nun einen zweiten Anlauf starten.

Als Kinder bzw. Teenager war bei uns auch immer die Frage da, auf was man denn dieses Jahr in der Fastenzeit verzichtet. Meistens endete das Nachdenken bei Schokolade oder Gummibärchen. Was mir zugegeben damals leichter fiel als heute. Leider gab es immer Personen, die nichts davon hielten, das Erledigen der Hausaufgaben oder das Lernen für Klassenarbeiten zu fasten. Die Noten fielen dementsprechend unfair aus. Heute, in einer erwachseneren Phase, versuche ich anders an diese Zeit heranzugehen und bewusst zu entscheiden, was ich im Alltag anders gestalten möchte und was mir helfen könnte, mir etwas Gutes zu tun.

Meine Ernährung rührt aus einem hektischen Lebensstil und verschlechtert aber gleichzeitig auch meine Fitness. Ich ernähre mich sicher nicht sehr ungesund, aber unregelmäßig, teilweise unüberlegt und unausgewogen. Gerade Struktur ist etwas, was ich nie lange und regelmäßig auf die Reihe bekomme, da der Alltag mit Arbeit und Familie oft das Einhalten gewünschter Rhythmen nicht zulässt. Ich habe mich über Fastenmodelle belesen, die sich nicht auf das Einschränken von Nahrungsmitteln beziehen, sondern eher auf die Struktur und bin dabei beim Intermittant Fasting gelandet. Man wechselt zwischen kleinen Rhythmen mit Mahlzeiten und Fastenphasen. Für mich scheint das Modell mit einem 24-h-Wechsel am idealsten in den Tagesablauf integrierbar zu sein. Zeitpunkt zum Phasenwechsel ist dabei Mittags um 12 Uhr. Ab 1.3. werde ich ab 12 Uhr eine Essenspause einlegen bis zum nächsten Tag 12 Uhr. Darauf folgt eine Phase mit 24 Stunden, in denen jederzeit gegessen werden kann. Durch den Wechsel zur Mittagszeit ist der Umbruch nicht so gravierend, dass man einen vollen Tag nichts isst und davor und danach schläft, sondern man schafft es zumindest an jedem Tag mindestens eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. In den Fasten-Phasen ist natürlich das Trinken von Wasser, ungesüßten Tees und schwarzem Kaffee erlaubt.

Und warum das Ganze? Durch die längeren Phasen ohne Nahrung, soll der Blutzuckerspiegel wichtige Pausen bekommen, in denen er nicht schnell steigt und sinkt. Das ist vorteilhaft für den Fettstoffwechsel und die Zellerneuerung. Ob ich positive körperliche Effekte bemerken werde, kann ich nicht sagen. Sieben Wochen sind eine lange Zeit, ich hoffe also auf Spürbares, wenn auch nicht sofort. Die erste Woche werde ich dazu nutzen, den Rhythmus zu verinnerlichen. Danach, wenn ich es soweit packe, werde ich meine Ernährung wieder auf Paläo umstellen. Damit habe ich bereits meine Erfahrungen gemacht und habe es aber leider, da ich es mit dem Kochen und Vorbereiten bei einem Vollzeitjob und nebenberuflicher Tätigkeit und Kind nicht hinbekommen habe, nach zwei Jahren wieder aufgegeben. Die negativen körperlichen Folgen waren rasch und dauerhaft spürbar. Ich fühlte mich schlapper, hatte wieder verstärkt Kopfschmerzen und Krämpfe und musste mit ständiger Gewichtszunahme leben.

Ich weiß selbst nicht, inwieweit ich die sieben Wochen durchhalten werde, aber ich gehe optimistisch ran und hoffe das beste. Überhaupt durchzuhalten steht für mich noch vor irgendwelchen anderen Zielen, wie gezielt Gewicht zu verlieren. Der Verzicht ist somit nicht immer präsent und ich bin gespannt, ob ich dadurch die Dinge, die ich zu mir nehme, bewusster genießen kann. Mich auf ein einzelnes Produkt festzulegen, auf das ich verzichten soll, erscheint mir angesichts meiner Allergien und Unverträglichkeiten in diesem Falle weniger sinnvoll, als dieses zeitweise Fasten und Essen.

Und nun die Frage an euch: wer macht mit? Oder fastet ihr anders? Was sind eure Pläne und Ziele?

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